Radrennbahn Singen

Recherchiert und geschrieben von Werner Schwarz

Geschichte der Radrennbahn

Die Texte dieses Heftes wurden vom Architekten  Rolf Steger anläßlich der Wiedereröffnung der Rennbahn 1973 erstellt.

Die Singener Radrennbahn wurde am 22./ 23. September 1973 wieder eröffnet. Diese Sportstätte ist ein Musterbeispiel dafür, zu welch‘ großen Leistungen Vereine fähig sind, wenn sich in ihren Reihen einige Idealisten zusammen finden, die den Willen haben, eine Sportanlage zu erstellen, und um der Jugend die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung zu geben.

„Stefan, du moscht z’Singe au ä Bähnli baue“ (Stefan, du mußt in Singen auch eine Bahn bauen), so ermunterten die schweizerischen Radsportler den Singener Radsportpionier und Vorstand des Velo-Club Hohentwiel, Stefan Spöhr, als er bei Veranstaltungen in der Schweiz weilte.

Der Velo-Club Hohentwiel faßte am 11. Mai 1929 den einstimmigen Beschluß, die Vorstandschaft möge mit der Stadtverwaltung wegen eines Platzes nebst einem Zuschuß für den Bau einer Radrennbahn in Unterhandlung treten. Der Verein verfügte über ein Barvermögen von RM 462,93 und bildete einen Bauausschuß, dem die Herren Stefan Bauer, Julius Güss, Egon Kaiser, Heinrich Martin, Wilhelm Oberle, Stefan Spöhr, Bruno Staudi und Alfons Willauer angehörten. Der Antrag fand die Zustimmung des Gemeinderates. Ein Zuschuß in Höhe von RM 800,— wurde zugesagt. Außerdem übernahm die Stadt Singen, zusammen mit Mitgliedern des Vereins eine Bürgschaft in Höhe von RM 5.000,— für ein Darlehen, das der Verein von einer namhaften Münchner Brauerei erhielt. In der Versammlung am 27. 6. 193o wurde berichtet, daß die Stadt Singen dem Verein einen idealen Platz im Gewann „Schnaidholz“ zur Verfügung stellt, nachdem der ursprüngliche Standort im Gewann „Reute“ wegen der vorhandenen Grundwasserverhältnisse und der damit verbundenen höheren Baukosten aufgegeben worden war.

Zwischenzeitlich hatte man bereits die Planung der Fahrfläche einem Spezialisten, dem Architekten Clemens Schürmann, Münster i. W. in Auftrag gegeben und sich auf eine Bahn mit einer Länge von wo m festgelegt. Die Gesamtplanung und Bauleitung wurde den Singener Architekten A. Würth und Dipl.-Ing. Fritz Waibel übertragen. Bereits im darauffolgenden Winter wurde in Eigenarbeit der Wald ausgestockt, denn der Baubeginn war auf Frühjahr 1931 festgelegt. Nachdem die Bemühungen erfolglos waren, die Erdarbeiten als sogenannte Notstandsarbeiten durch Unterstützung der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung ausführen zu lassen, wurde am 2. März 1931 der Auftrag an die Singener Baufirma Hermann Stump vergeben. Die Bauarbeiten gingen zügig voran, die Fahrfläche war am 16. Juni 1931 bereits fertiggestellt. Die Zeitungen berichteten, daß der Andrang von Schaulustigen und Radfahrern so groß war, daß die Fahrbahn gesperrt werden mußte, nachdem sich bereits auch schon einige Stürze ereignet hatten.

Zur weiteren Finanzierung sammelten die Mitglieder des Vereins eifrig Spenden, und Herr Spöhr wurde nicht müde, unzählige Firmen um Spenden oder um die Übernahme einer Werbefläche auf der Brüstung zu bitten. Aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse überwog die Zahl der Absagen, und nur wenige Firmen waren zu einem Vertragsabschluß für eine Werbefläche bereit, trotz der eingeräumten Ratenzahlungen und Preisnachlässe. Schließlich hat auch der Oberbadische Radfahrerbund mit Darlehen von zunächst RM 2.000,- und später zusätzlich RM 2.300,— sowie einer Schenkung von RM 500,— zur Finanzierung beigetragen.

An viele Freunde und Vereine wurdenWerbekarten als Bausteine zum Preis von RM verschickt, die ebenfalls, wenn auch nur in kleinen Beträgen, zur Deckung der Finanzierungslücke beitrugen. So konnten immerhin Spenden in Höhe von insgesamt ca. RM 2.750,— notiert werden. Auch für die Lieferung und den Verkauf von Brot, Wurst, Süßigkeiten, Eis und Rauchwaren wurden schließlich Verträge abgeschlossen. Für das Training wurden an die Rennfahrer, auch für Vereinsmitglieder, Trainingskarten gegen Gebühren ausgegeben. Für heutige Verhältnisse unvorstellbar!

Nach einem großen Festbankett erfolgte nach einer auch für heutige Verhältnisse unwahrscheinlich kurzen Bauzeit von nur 3 Monaten am 5. Juli 1931 die glanzvolle Eröffnung. Die Oberbadische Radfahrerzeitung erschien mit einer Festausgabe, aus der folgender Beitrag entnommen ist:

„Etwas Großes hat sich vollzogen. Der Oberbadische Radfahrerbund besitzt durch seinen tapferen Verein Hohentwiel Singen in seinem Gebiet eine neue, allen Anforderungen entsprechende, tadellose Radrennbahn. Durch zähes Festhalten, durch unermüdliches Schaffen und Wirken, durch eine beispiellose Unerschrockenheit und tollkühnen Mut hat es der Vater des Rennsportes, unser lieber, mit ausharrender Geduld bewappneter Sportskollege und Vereinsvorstand Stefan Spöhr in Singen verstanden, dem

idealen Radsportgedanken  in dieser dieser Form zum Siege zu verhelfen. Nicht mehr angewiesen auf den ärgerlichen staubigen Landstraßenverkehr, nicht mehr mit Todesangst im verheerenden Verkehrsknäuel sich durchwinden zu müssen, nicht mehr mit dem sportfrohen Publikum nur die Anfangs- und Endszenen eines großen Rennens bei Wind und Wetter bieten zu können, sondern im immerwährenden Genuß des Verfolgs des herrlichen Kampfspurtes, auf bequemen Plätzen abseits von dem ständig lauernden Tod im Straßengewimmel, frei von allen sonstigen Hindernissen auf parkettglatter Rennbahn sich messen zu können, das sind die Vorzüge, die wir im ganzen Bundesgebiet unserm tatkräftigen Kameraden und Sportskollegen Spöhr danken. Herzlichen Dank für diese Schöpfung von Seiten der Bundesleitung. Die Bundesleitung wünscht dringend, daß an dem verheißungsvollen Eröffnungstage

am Sonntag, den 5. Juli 1931, auf der Rennbahn in Singen

zahllose Bundeskollegen aus Nah und Fern sich die Hand reichen möchten zum „Glück auf“ auf die neue Radrennbahn, zum „Allheil“ den erstmals dort spurtenden Radlern und zum herzlichen Dank mit dem innigen Wunsche auf glückliche Fortentwicklung, auf ein Blühen und Erstarken des jungen Unternehmens und seiner Schöpfer. Anläßlich der Eröffnung der Rennbahn in Singen bitten wir alle Vereine, auf diesen Tag eine AUSFAHRT NACH SINGEN anzusetzen. Erscheint in Massen und bekundet damit dem Erbauer Euer Interesse. Dieser Tag muß für den Radsport ein mächtiges Bekenntnis geben. ALLES AUF NACH SINGEN! INSBESONDERE ALLE BUNDES-, BEZIRKS- UND VEREINSVORSTANDSMITGLIEDER.“

An dieser Eröffnungsveranstaltung nahmen u. a. die bayrischen Meister aus Augsburg Kuhn-Kindl, die württ. Meister Giebler-Goller, Stuttgart, und aus der Schweiz die Paarungen Klug-Scheuchzer, Stocker-Rimmele, Müller-Weinhardt und der Singener Lokalmatador Erich Kneer mit seinem Partner Lerch, Baden-Baden, teil. Bei Eintrittspreisen für Stehplatz RM 1,—, RM 1,50-2,— für Sitzplätze, bei Ermäßigung für Arbeitslose von 50%, brachte dieser Renntag Einnahmen von RM 2.057,—. Man war mit diesem Ertrag zufrieden, auch wenn die Erwartungen nicht voll erfüllt wurden. Mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse wurde auch sofort für den nächsten Renntag eine Ermäßigung der Eintrittspreise beschlossen. Im Eröffnungsjahr folgten noch weitere vier Veranstaltungen, wovon 2 Renntage wegen Regen ausfallen mußten.

Bei der Veranstaltung am 4. Oktober 1931 erlebten ca. 2.500 Zuschauer herrliche Kämpfe der Spitzenfahrer aus Deutschland und der Schweiz. Durch seine freundschaftlichen Verbindungen zur Schweiz gelang es dem Veranstalter, Fahrer der schweizerischen Spitzenklasse, nicht zuletzt wegen der geringen Entfernung zu günstigen Spesensätzen zu verpflichten. Auch bei der Zusammenstellung der Programme und der Organisation des sportlichen Teils der Veranstaltungen nahm Herr Spöhr gern die Hilfe der schweizerischen Sportkameraden in Anspruch. Selbstverständlich war man ja auch in großem Maß auf die Zuschauer aus der nahen Schweiz angewiesen. Die Presse war voll des Lobes über die wunderschöne Bahn in der kleinen, 15.000 Einwohner zählenden Stadt Singen, die es zumindest im Radsport fertiggebracht habe, Veranstaltungen aufzuziehen, die solchen in einer Großstadt in jeder Beziehung gleichstehen.

So war es auch selbstverständlich, daß Herr Spöhr Zuschriften von zahlreichen Spitzenfahrern Deutschlands erhielt, die alle gern eine Startverpflichtung in Singen wünschten. Der Veranstalter hatte dadurch die Möglichkeit, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten erstklassige Renntage zu planen. Die Saison 1932 brachte mit 7 Renntagen eine wesentliche Steigerung im sportlichen Wert gegenüber dem Beginn 1931. So brachte Herr Spöhr die Gebrüder Josef und Karl Steger, Augsburg, 1. und 2. Deutsche Meister über 25 km, an den Start sowie den Schweizer Sprintermeister Wägeli, Zürich. Ein Höhepunkt war der Ländervergleichskampf am 18. 9. 1932 mit den Fahrern Fournier-Mouhout, Frankreich, Wägeli-Stocker, Schweiz, und Erdmanski-J. Steger, Deutschland.

Für den 9. Oktober 1932 konnte Stefan Spöhr sogar den Sprinterweltmeister Albert Richter, Köln, verpflichten, der in Singen sein letztes Amateur-Rennen vor dem Übertritt in das Lager der Berufsfahrer bestreiten wollte. Leider fiel das Rennen dem Regen zum Opfer und brachte einen Verlust von ca. RM 1.500,—. Dieser Renntag wurde dann am 23. 10. 1932 wiederholt, und hier erschien der schnellste Amateur Deutschlands, der spätere Olympiasieger von 1936, der unvergeßliche Toni Merkens, Köln, vor über 2.000 Zuschauern am Start. Sein Partner im Mannschaftsrennen war kein geringerer als der Vizeweltmeister im Straßenfahren, Paul Egli, Schweiz.

In der Generalversammlung am 4.2.1933 wurden die Gesamtkosten der Anlage mit RM 25.209,— angegeben. Davon konnten in 11/2 Jahren bereits RM 12.000,— zurückbezahlt werden, so daß die Schuldenlast noch RM 13.209,— betrug. Auch der Verein konnte in dieser Zeit seinen Mitgliederstand verdoppeln und zählte 300 Mitglieder. Nur durch erheblichen Arbeitseinsatz zahlreicher Mitglieder, vor allem Martin und Hoch, konnten die genannten Baukosten erreicht werden.

Im Jahr 1933 erlebten die Zuschauer erneut spannende Kämpfe. Besonders zu nennen sind die Veranstaltungen an Pfingsten, am 27. August und 17. September 1933. 2.500 Zuschauer erlebten am Pfingstsonntag ein 2-Stunden-Mannschaftsrennen mit einem Sieg der Dortmunder Kombination Clausmeyer-Sarguna vor den Gebr. Steger, Augsburg. Der Lokalmatador Erich Kneer gewann als Einzelsieger das Omnium Schweiz-Deutschland, während die Schweizer den Sieg in der Mannschaftswertung nach Hause nehmen konnten.

Eine weitere große Veranstaltung mit Toni Merkens, Köln, am 16. 7.1933 fiel wegen Regen aus. Die Ersatzveranstaltung am darauffolgenden Sonntag sah im Sprint wiederum Kneer als Sieger vor der neuen Hoffnung aus der Schweiz, Kaufmann. Die Americaine mußte auch bei dieser Veranstaltung wegen Regen abgebrochen werden. Am 27. 8. 1933 waren die Fahrer der Deutschen Nationalmannschaft Marklewitz, Berlin, und Lorenz, Breslau, am Start. Am 17. 9. 1933 waren die Zuschauer von dem Österreicher Dusika, dem Sieger der großen Preise von Kopenhagen und Zürich, begeistert.

Die Saison 1933 brachte einen unveränderten Stand der Schuldenlast, da durch die ausgefallenen Renntage ein Verlust von RM 1.000,— entstanden ist. Stefan Spöhr war nicht in der Lage, den Pachtzins an die Stadt Singen zu bezahlen und berichtete dem Bürgermeister, daß er sogar RM 750,— aus eigener Tasche vorgestreckt habe, um die Veranstaltungen überhaupt durchführen zu können. Er wäre nicht in der Lage auch nur noch eine Mark zu zahlen, er habe bereits Hab und Gut riskiert.

Man beklagte außerdem, daß durch die neue Staatsordnung mit der Inanspruchnahme der Bevölkerung nur wenig Zeit für den Besuch der Sportveranstaltungen übrig bliebe und hoffte auf geordnete Verhältnisse, die es ermöglichen würden, wieder höhere Eintrittspreise fordern zu können.

Die Deutsche Bodensee-Zeitung berichtete vom Pfingstsonntag am 20. 5. 1934: Das erfolgreichste Singener Radrennen — Glänzende Besetzung — 3.500 Zuschauer mit den Italienern Pola, Corsi und Sandrini, den Schweizern Schrade, Tondelli, Rimmele und aus den Reihen des Deutschen Lagers Ihbe, Lorenz, Göllmann, Kindl, Kneer. Wie auch bei früheren Veranstaltungen zeigte diese Starterliste, daß man stets bemüht war, Spitzenfahrer zu verpflichten, denn bekanntlich waren Ihbe-Lorenz bereits zwei Jahre später Olympiasieger. Auch der eigene Nachwuchs fand immer Startgelegenheit. Aus den Ergebnislisten sind die Namen Hummelmann Martin, Handgrad, Huber, Heizmann zu entnehmen, wovon Hummelmann und Heizmann heute noch als Funktionäre die Stützen des Vereins sind. In diesem Jahr fanden auch die ersten Steherrennen am 16. September statt mit Läuppi, Zürich, Kratt, Paris, und Quietzsch, Leipzig, welche 2.000 Zuschauer begeisterten. Während des Jahres 1934 trat vorübergehend ein Wechsel in der sportlichen Leitung der Bahn ein. Herr Emil Kneer, ein großer Förderer des Radsports, entlastete die Bürgen durch Übernahme der Haftung für die Restschuld. Da Herr Kneer auch die Bahnen in Stuttgart, Nürnberg, Bochum und Hamburg gepachtet hatte, war die Verpflichtung von Spitzenfahrern gesichert.

Die mittlerweile auf RM 5.Ioo,— angewachsenen Schulden beim Oberbadischen Radfahrerbund konnten durch eine Schenkung des Verbandes um RM 1.900.- durch Zahlungen von Bürgen um RM 1.360,—, durch Vereinsbeiträge um RM 5oo,— gesenkt werden. Die Stadt Singen hat zur Ablösung ein Darlehen von RM 1.050.-gegeben, so daß die Restschuld beim Verband nur noch RM 300,— betragen hat. Da der Oberbadische Radfahrerbund sich auf Weisung des Staates auflösen mußte, wäre es sehr einfach gewesen, den gesamten Betrag zu schenken. Es war deshalb unbegreiflich, Bürgen und Verein für die Tilgung einer Teilschuld heranzuziehen und noch ein Darlehen bei der Stadt Singen aufnehmen zu müssen, während andererseits das nicht kleine Verbandsvermögen nach Berlin abgeliefert wurde.

Die Deutsche Nationalmannschaft bestritt am Ostersonntag 1935 u. a. mit den Fahrern Merkens und Ibbe-Lorenz das Programm. 3.000 Zuschauer waren am 2. Renntag an Pfingsten Zeugen eines guten Programms, in dem Weimer-Mühr das Mannschaftsrennen gewannen, während Weimer dem Schweizer Kaufmann im Fliegerrennen unterlag. Die Steherläufe sahen als Sieger Kratt, Zürich, vor dem enttäuschenden Weltmeister Möller, Hannover. Dagegen wurden die Erwartungen der Zuschauer beim nächsten Steherrennen im September voll erfüllt.

Trotz der Mitwirkung von Herrn Kneer mußte der Velo-Club seine Anstrengungen darauf ausrichten, wenigstens einen Teil der Schulden mit einem Betrag von RM 1.200.- abzutragen. Aber es blieb nicht aus, daß der Pachtzins an die Stadt Singen nicht bezahlt werden konnte und die Stadt sogar Zahlungsbefehle an den Verein verschickte, die jedoch erfolglos blieben, da einfach keine Mittel zur Verfügung standen.

Den ersten offiziellen Länderkampf Schweiz – Deutschland erlebte die Singener Bahn an Pfingsten 1936. Toni Merkens gewann das Fliegerrennen vor Wägeli Schweiz, Lorenz, Deutschland, und Baumann, Schweiz. Die Deutsche Mannschaft gewann auch das Mannschaftsverfolgungsfahren und Ibbe-Lorenz war der Sieg im Tandemwettbewerb nicht zu nehmen. Auch im 1000m-Zeitfahren gewann Merkens mit einer Zeit von 1 Min.14,2 Sek. Der Sieg der Deutschen Mannschaft wurde gefeiert.

Auch 1937 veranstaltete Herr Kneer noch einige Renntage. Der Velo-Club konnte den Zahlungen des Pachtzinses nachkommen, jedoch nutzte auch eine Eingabe an den Gau Karlsruhe im Reichsbund für Leibesübungen nichts, von dort einen Zuschuß zur Tilgung der noch vorhandenen Schuldenlast zu erhalten.

Nachdem sich Herr Kneer zurückgezogen hatte, veranstaltete der Velo-Club wieder unter der Leitung von Stefan Spöhr am Pfingstsonntag, 5. 6. 1938, einen internationalen Amateur-Renntag. Die Spesen für die Fahrer aus der Schweiz konnten nicht ausbezahlt werden, da der Devisenantrag erst viel später am 25. 7. 1938 vom Reichsbund für Leibesübungen genehmigt worden war. Dies war auch leider die einzige Veranstaltung dieses Jahres. Auch 1939 kam nur die Veranstaltung an Pfingsten zur Durchführung, da die große internationale Veranstaltung am 17. 9. 1939 bereits dem Krieg zum Opfer fiel. Vorerst war an eine Veranstaltung nicht mehr zu denken, da der Sportverkehr mit der Schweiz stark behindert, und ein rein deutscher Renntag wegen der hohen Spesen nicht durchzuführen war. Bereits schon vor Ausbruch des Krieges ging die Mitgliederzahl des Velo-Clubs stark zurück, da Devisenbestimmungen viele Radfahrer von einem Besuch der Schweiz abhielten, und somit Fahrrad-Grenzkarten nicht mehr nötig waren. 1941 war der Verein nicht mehr in der Lage, Mitgliederbeiträge einzuziehen. Im Januar 1942 fand die Übergabe der Bahn an die Stadt Singen statt, die auch die restlichen Schulden von ca. RM 1.800,— (RM 1.000,— Darlehen und RM 800,— rückständiger Pachtzins) übernahm. Herr Spöhr hatte nun endlich keine Sorgen mehr und war zuversichtlich, die Stadt würde nach Ende des Krieges die Bahn wieder instandsetzen, die Tribünen erneuern, eine Beleuchtungsanlage (ein Wunsch seit 1932) installieren, ein Wohnhaus mit Clubraum und Umkleideräumen errichten. Ja, es war sogar der Wunsch von Herrn Spöhr, eine Rollschuhbahn für den Sommer und eine Eislauffläche für den Winter einzubauen. Er hatte bereits bei den Hallensportveranstaltungen in der Scheffelhalle immer Rollschuhläufer eingesetzt.

Stefan Spöhr dauerte der Krieg zu lange, und er setzte alles daran, 1944 wieder Bahnrennen zu veranstalten, und plante bereits drei Termine, wovon jedoch nur eine Veranstaltung an Pfingsten durchgeführt werden konnte. Die Organisation dieses Renntages war wohl die Umfangreichste, die es je in Singen gegeben hat. Viele Fahrer waren bei der Wehrmacht, oder mußten mit einer Einberufung rechnen. Für jede Kleinigkeit war die Genehmigung der zuständigen staatl. Stellen und des Verbandes erforderlich. Fahrer aus der benachbarten Schweiz bekamen keine Einreise, dagegen jedoch aus den besetzten Gebieten. Es war am 28. 5. 1944 ein herrlicher Renntag mit Gillen, Luxemburg, dem Deutschen Meister Bunzel, Berlin, Voggenreiter, Nürnberg, Mirke, Breslau, sowie Mannschaften aus Wien, Holland und der Tschechoslowakei.

Mit dem Ende des Krieges und in den ersten Jahren danach war diese schöne Sportanlage ohne jede Pflege. Sämtliche Holzteile, die abzumontieren waren, wurden von Unbekannten weggetragen und zum größten Teil als begehrtes Heizmaterial verwendet.

Und wiederum war es Stefan Spöhr, der 1949 seine Freunde zusammenrief, als es galt, erneut einen Verein zu gründen. Selbstverständlich war es sein Ziel, die Radrennbahn schnellstens wieder mit Leben zu erfüllen. Von der Bahn war nur noch die Fahrfläche vorhanden. Die notwendigen Ausbesserungsarbeiten, die Brüstungen und die Tribünen erforderten eine Summe von ca. DM 5.5co,—, welche durch Spenden der Singener Geschäftswelt, der Industrie und durch die Stadt Singen (Htwl.) (DM 5oo,— und DM 1000,— Totomittel) aufgebracht wurden. Die Kontakte zur Schweiz waren schnell wieder hergestellt, und so konnte mit überwiegend schweizerischer Beteiligung die Bahn an Pfingsten 1949 mit einem Rekordbesuch von ca. 4.500 Zuschauern wieder eröffnet werden. Große Unterstützung bei der Zusammenstellung des Programmes und im Kampfgericht fand Herr Spöhr bei seinen Züricher Freunden Walter Bosshardt und Edi Baumann, der ja bekanntlich 1936 gegen Merkens die schweizerischen Farben vertrat.

Da die Schweiz ihre Landesmeister zu dieser Veranstaltung entsandte, war es keine Frage, daß die Sportler aus dem Nachbarland sämtliche Siege mit nach Hause nahmen durch die bekannten Spitzenfahrer Isele, Aeberli und Müller, Zürich. Doch bereits am nächsten Renntag brachte Stefan Spöhr in einem Ländervergleichskampf Schweiz-Österreich-Deutschland mit den Deutschen Meistern Trost, Köln, und Schäfer, Frankfurt, die Sieger an den Start, doch in der Americaine dominierten weiterhin Aeberli-Müller, Zürich.

Ein besonderes Ereignis in diesem ersten Nachkriegsjahr waren dann die Steherrennen mit Exweltmeister Metze, Bautz, Zims und Schultenjohann. Auch die Singener Fahrer aus der Vorkriegszeit, Hummelmann, Mack, Seiterle, und die neu hinzugekommenen Borgschulte, Fürst, Fischer und ich selbst fanden rege Betätigung. Leider fehlten Heinrich Martin, der gefallen war, und Albert Heizmann, der infolge einer Kriegsverletzung nicht mehr starten konnte. Durch den sehr guten Besuch dieser Veranstaltungen waren die finanziellen Voraussetzungen für weitere Renntage gesichert. Die erste Veranstaltung 1950 fiel dem Regen zum Opfer und am 21. 5. 1950 gab es den ersten deutschen Sieg im Mannschaftsrennen durch Holzmann-Intra, Frankfurt. Zwei weitere Steherrennen mit den Publikumslieblingen Zims und Bautz, dem deutschen Stehermeister 1950, sowie die südbadischen Bahnmeisterschaften beschlossen eine finanziell nicht erfolgreiche Saison.

Nach 3 Veranstaltungen im Jahr 1951 folgte im Olympiajahr 1952 ein Länderkampf Schweiz-Deutschland, der die Deutsche Mannschaft siegreich sah. Neben zwei Steherrennen wurden noch die gesamtbadischen Amateurmeisterschaften ausgetragen, die mit einem Triumpf der Singener Fahrer endeten. Nachdem ich aufgrund der Trainingsmöglichkeiten auf der -Singener Bahn in den Jahren 195o und 1951 jeweils 2. Deutscher Jugendmeister im Sprint werden konnte, gewann ich in diesem Jahr zum ersten Mal in der Amateurklasse die Titel eines gesamtbadischen Sprintermeisters und mit Anselm die Mannschaftsmeisterschaft.

Bei den Amateurveranstaltungen 1953 kam mit Flotron-Wildermuth wieder eine schweizerische Mannschaft zu Siegerehren, während ich den 2. Deutschen Amateur-Sprintermeister Backoff klar schlagen konnte. Der Schweizer Steher Zehnder konnte bei den Profisteherrennen den Publikumsliebling Zims bezwingen. Die Südbadischen Bahnmeisterschaften brachten eine Wiederholung der Siege Singener Fahrer wie im Vorjahr. Der Freiburger Viktor Lang, der derzeitige Verbandspräsident, gewann den Titel als Verfolgungsfahrer.

Im Jahr 1954 mußten umfangreiche Reparaturen an den Brüstungen durchgeführt werden. 1955 dominierten bei den Amateuren immer noch die Schweizer FlotronWildermuth, wobei der Singener Schreiber als neues Talent kräftig mitmischte. Zehnder, Schweiz, Zims, Köln, und der Deutsche Stehermeister Kittsteiner, Nürnberg, waren die herausragenden Fahrer bei zwei Steherrennen. Durch neue Bestimmungen des Verbandes war es Pflicht geworden, daß bei Berufsveranstaltungen die Gagen der Fahrer durch Bürgschaften abgedeckt sein mußten. Durch die finanziellen Mißerfolge der vergangenen Jahre und die laufenden Aufwendungen an Reparaturen war der Verein dazu nicht in der Lage und fand in dem langjährigen Mitglied und Förderer des Vereins, Paul Schellhammer, den Mann, der hierfür die nötigen Voraussetzungen schuf, damit überhaupt Veranstaltungen durchgeführt werden konnten. Er deponierte am Zoll Beträge als Sicherheit für die Schrittmachermaschinen aus der Schweiz, trat bei verregneten Renntagen für die Gagen der Fahrer in Vorlage, bis die Leistungen der Regenversicherungen eintrafen. Diese Tatsache soll auch in diesem Bericht nicht unerwähnt bleiben.

1956 konnte nur 1 Steherrennen mit 1000 Zuschauern durchgeführt werden. Inzwischen war eine einfache Beleuchtungsanlage aufgebaut worden, und das Nacht-Steherrennen im August 1956 mußte wegen Regen abgebrochen werden. Auf einen weiteren Renntag mußte man verzichten. Ähnlich war die Situation 1957 mit nur 1 Steherrennen und 1 Amateur-Renntag mit den Gebrüdern Altig, Mannheim, und auch in den folgenden Jahren, als ein andauernder Existenzkampf den Fortbestand der Radrennbahn bedrohte, wenn auch Schulden wie in den Jahren vor dem Weltkrieg nicht vorhanden waren… –

Man war aber in Singen nicht untätig, und hat sich ständig um den Nachwuchs gekümmert. Neue Talente wie Herbert Honz, Heinz Appeles und Albert Fritz, der heutige Sechstagestar, standen zur Verfügung. 1962 fand in Singen wieder ein offizieller Länderkampf gegen die Schweiz statt, den Deutschland vor ca. 1.500 Zuschauern mit 3:0 gewann. Teilnehmer waren u.a. die späteren Olympiasieger Claesges und Streng, Köln. Herbert Honz kam, feierte bei dieser Veranstaltung einen Sieg im Punktefahren, gewann in dieser Saison die südbadische Meisterschaft souverän und einen weiteren großen Sieg in der Americaine, der Abschlußveranstaltung, zusammen mit Weltmeister May, Mannheim. Bei dieser Veranstaltung gab es eine nette Einlage. Herr Bürgermeister Otto Muser gewann ein Go-Kart-Rennen gegen den Radsportmäzen Schellenberg, Ramsen.

In der Saison 1963 erschien mit Link-Glemser, Stuttgart, wieder eine deutsche Erfolgsmannschaft. In einem Städtekampf Zürich – München – Frankfurt – Singen vertrat Honz die Singener Farben mit einem guten 2. Platz. An einem weiteren Renntag waren Mangold, Mannheim — Honz, Singen, erfolgreich und auch Albert Fritz feierte Erfolge.

Durch die Zulassung von Amateuren für Steherwettbewerbe waren wieder Steher-rennen finanziell möglich und man konnte mit dem schweizerischen Meister Luginbühl, Zürich, und dem deutschen Meister Weil, Solingen, die Spitzenklasse verpflichten. Publikumsliebling war der Kölner Eifler, der in Fahrstil und kämpferischem Einsatz an den Profi Zims erinnerte. Der Durchbruch zur deutschen Spitzenklasse gelang Herbert Honz endgültig an Pfingsten 1964, als es ihm gelang, an zwei aufeinanderfolgenden Renntagen der deutschen Nationalmannschaft jeweils hinter Kobusch, Bielefeld, den zweiten Platz zu belegen. Er ließ Spitzenfahrer wie Barth, Berlin, Fuggerer, Herpersdorf, u. a. klar hinter sich. Der Bundestrainer Gustav Kilian kam nun nicht mehr an dem Singener Talent vorbei.

Herbert Honz beendete 1965 einen Städtekampf Zürich – Stuttgart – Frankfurt – Singen vor dem Olympiasieger und Weltmeister Link, Stuttgart, als Sieger und der Lokalmatador gewann auch mit Link die Americaine. Die Steherwettbewerbe bestritten die bekannten Weil, Eifler und der Holländer Romijn, der damals von dem heute zur Weltklasse zählenden Schrittmacher Wallrave, Amsterdam, geführt wurde.

Die Eröffnungsveranstaltung 1966 war wiederum mit den Nationalfahrern und ehemaligen Weltmeistern Link, Stuttgart, Henrichs, Bocholt, Kobusch, Bocholt, und dem inzwischen für Bocholt fahrenden Böhringer Herbert Honz sehr stark besetzt. Leider wurde dieser Renntag zum schwärzesten Tag in der Geschichte der Singener Radrennbahn. Durch einen geplatzten Reifen stürzte der hoffnungsvolle Schweizer Ruedi Herger so unglücklich auf den Kopf, daß er im Singener Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Um diesen Sturz gab es heftige Diskussionen, ob wohl die Unebenheit der Fahrfläche Ursache zu diesem Unglück war. Der Velo-Club hatte mit seinen Mitgliedern in den vergangenen Jahren unzählige freiwillige Arbeitsstunden für Reparaturen um den Erhalt der Bahn aufgewendet und auch so weit wie möglich seine finanziellen Mittel für das nötige Material eingesetzt. An eine grundlegende Überholung der nunmehr 35 Jahre alten Anlage war jedoch nicht zu denken. Der langjährige Vorstand und Stadtrat Paul Borgschulte erreichte die Zusage der Hilfe durch die Stadt Singen, die zunächst DM 30.000,—, später sogar DM 50.000,— in den Haushaltsplan aufnahm. Aber die von der Stadt Singen Ende 1967 errechneten Baukosten ergaben eine Summe von DM 190.000,—. Es wurde still um die Anlage im „Schnaidholz“. Erst im Winter 1969/70 wurden wieder ernsthafte Gespräche um den Wiederaufbau der Anlage geführt. Man sprach davon, Singen könne mit großer Unterstützung rechnen und badisches Leistungszentrum werden, was sich leider nicht mehr realisieren ließ, da diese Mittel inzwischen bereits nach Nordbaden vergeben worden waren.

Kostenvoranschläge wurden aufgestellt und Anträge eingereicht. 1971 stellten die Stadt Singen DM 100000,— und der Bad. Sportbund DM 80.000,— für die mit DM 250.000,— veranschlagte Baumaßnahme bereit. Die Finanzierungslücke sollte mit Spenden und Eigenarbeiten gedeckt werden.

In dieser Zeit wurde in der Tagespresse eine heftige Diskussion geführt über die Zweckmäßigkeit des Wiederaufbaues. Unverständlich war es, daß der Erbauer der Bahn, der 85jährige Stefan Spöhr, den Abbruch forderte, wohl sicher aus der Erkenntnis und den Sorgen, die er in über dreißig Jahren Existenzkampf der Bahn erlebt hatte. Was sollte aus der Anlage werden? Kinderspielplatz, Kleintierzuchtanlage oder ein Grundstück für den Wohnungsbau, zumal ja auch die Kosten für den Abbruch nicht unerheblich waren?

Durch den Um- und Ausbau der Radsporthalle auf dem Gelände der Bahn, die in den fünfziger Jahren aus einer ehemaligen Baracke entstanden war, sah sich der Velo-Club unter der Führung von Josef Schellhammer nicht in der Lage, den Aufbau der Bahn alleine zu übernehmen und die nicht geringen Eigenarbeiten zu erbringen. Die Radsportler des Hegaues schlossen sich unter dem Vorsitz von Herrn Egon Eisele zur Interessengemeinschaft aus den Vereinen Büßlingen, Bittelbrunn, Gottmadingen, Orsingen, Schlatt u. Krähen, Mühlhausen, Singen und Volkertshausen zusammen. Der Sportreferent der Stadt Singen, Herr Klaiber, übernahm die Geschäftsführung.

Im Mai 1972 begannen die Arbeiten, im Herbst dieses Jahres war die Betonfahrbahn durch eine Spezialfirma wieder hergestellt, aber auch ein großer Teil der Mittel aufgebraucht. In den folgenden Wintermonaten wurden die Brüstungen und in Eigenarbeit die Tribünen erstellt. Der Landkreis Konstanz stellte weitere DM 10.000,— zur Verfügung und auch die Spendenliste von Bürgern und der Geschäftswelt konnte sich sehen lassen. Schneller als in früheren Zeiten konnten die Reklameflächen auf den Brüstungen vermietet werden, und so fieberte man der Eröffnung entgegen.

Stadtmusik und Spielmannszug umrahmten die Wiedergeburt dieser traditionsreichen Sportstätte am Hohentwiel am 22./23. September 1973. Oberbürgermeister Möhrle, Dietmar Murzin für den Sportausschuß, der ehemalige Radrennfahrer und heutige Präsident des Badischen Radsportverbandes Süd, Viktor Lang, sprachen zur Eröffnung. Für die unter meiner Leitung durchgeführten Instandsetzungsarbeiten waren über 5 .000 freiwillige Arbeitsstunden von den Mitgliedern der Interessengemeinschaft erbracht worden. Es war allen zu danken, die zum Gelingen dieses Werkes beigetragen haben.

Daß für den sportlichen Teil der Eröffnungsveranstaltung ein Länderkampf Schweiz-Deutschland auf dem Programm stand, war Tradition und auch Verpflichtung gegenüber den Schweizern. Haben diese Sportler doch das Geschehen in all den Jahren mitgestaltet und entscheidend zum Ruf der Bahn beigetragen. Unter den Klängen der Nationalhymnen trat die junge schweizerische Nationalmannschaft unter der Führung des Nationaltrainers Oskar Plattner und des Betreuers Helbling an, die beide schon selbst als Aktive auf der Bahn fuhren. Die Deutsche Mannschaft wurde angeführt von Gustav Kilian und trat in stärkster Besetzung an mit dem Olympiasieger Haritz (Weltmeister 1973) und Colombo, Olympiateilnehmer Erdmann, Berkmann, Kratzer. Nur der Schweizer Kurmann konnte die Weltmeisterschaftsrevanche gegen Kratzer für sich entscheiden, nachdem er wenige Wochen vorher gegen Kratzer um die Bronzemedaille unterlegen war. Deutschland gewann den Länderkampf mit 9:6 Punkten. Erfreulich war, daß in der Deutschen Nationalmannschaft auch Horst Schütz, Volkertshausen, eingesetzt wurde, der zusammen mit seinem Bruder Gerald wesentlich das abschließende Mannschaftsfahren belebte. Am darauffolgenden Tag war der Stehervergleichskampf Schweiz-Deutschland mit dem Amateur-Steher-Weltmeister Horst Gnas, Herpersdorf, und Lange, Frankfurt, die bis zum — leider wegen Regen — notwendigen Abbruch der Veranstaltung diesen Zweig des Radsports prächtig demonstrierten.

Die Aufbauarbeiten an den Tribünen sind noch nicht abgeschlossen. Eine Flutlichtanlage, ein Wunsch seit 1932, soll nun endlich 1974 eingebaut werden. Denn für diese Saison wurde mit der Deutschen Meisterschaft im Zweier-Mannschaftsfahren zum ersten Mal ein Titelkampf nach Singen vergeben.

Die Bahn hat den Ruf der Stadt Singen als Radsportmetropole weit über Landesgrenzen hinausgetragen. Sie hat neben dem Breitensport dazu beigetragen, für den deutschen Radsport Spitzenfahrer heranzubilden, wie Olympiateilnehmer in Mexiko, Vizeweltmeister, elffachen Deutschen Meister und heutigen Trainer Herbert Honz, den Deutschen Meister und heutigen Sechstagefahrer Albert Fritz und meine Wenigkeit, der diesen Reigen mit einer deutschen Meisterschaft und 2 Vizemeisterschaften eröffnete.

Leider hat Stefan Spöhr die Eröffnung 1973 nicht mehr mit erleben können, er hätte sicher seine Meinung über den Abbruch geändert. Die Bahn steht wieder dem Sport zur Verfügung. Der Sport kann nicht die finanziellen Erträge erwirtschaften, um Baukosten zu decken. Es ist aber möglich, daß der Sportbetrieb sich selbst trägt. Mit der notwendigen finanziellen Unterstützung und mit viel Idealismus sind aber auch heute noch große Taten möglich, dies hat die Geschichte der Singener Bahn bewiesen. Möge sie noch viele Jahre dem Sport und damit unserer Jugend zur Verfügung stehen.